119 ARKADEN **
... DACHKASKADEN (116) können durch Arkaden ergänzt wer.den: Wege entlang von Gebäuden, kurze Wege zwischen Gebäuden, FUSSGÄNGERSTRASSEN (100), Wege zwischen ZUSAMMNHÄNGENDEN GEBÄUDEN (108) sollten am besten Arkaden sein auch zur ORIENTIERUNG DURCH BEREICHE (98) sind sie zu verwenden. Das folgende Muster ist eines der schönsten unserer Muster-Sprache; es beeinflußt den Gesamtcharakter eines Gebäudes wie nur wenige andere.
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Arkaden - überdachte und teilweise innen, teilweise außen verlaufende Gehwege entlang von Häusern spielen eine wichtige Rolle bei der Beziehung, die Menschen zu Gebäuden entwickeln.
Gebäude wirken oft viel unfreundlicher als notwendig. Sie stellen keine Verbindung zur Außenwelt her und laden nicht wirklich zum Betreten ein; im wesentlichen fungieren sie als Privatterritorium für die Personen im Inneren.
Das Problem dabei ist, däß es zwischen dem „Hoheitsgebiet" im Gebäudeinneren und der absolut öffentlichen Welt draußen keine starken Verbindungen gibt. Es gibt zwischen diesen beiden Arten von Räumen keine Bereiche, die sich überschneiden — Orte, die sowohl für das Territorium drinnen als auch für die Welt draußen charakteristisch sind.
Die klassische Lösung dieses Problems ist die Arkade: Sie schafft ein sich überschneidendes Territorium zwischen der öffentlichen und der privaten Welt und macht Gebäude auf diese Weise freundlicher. Damit Arkaden wirklich zweckmäßig sind, müssen sie allerdings folgende Voraussetzungen erfüllen:
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Um sie öffentlich zu machen, muß der zum Gebäude führende öffentliche Weg selbst zu einem Ort werden, der teilweise im Gebäudeinneren liegt; und dieser Ort muß den Charakter eines Innenräums haben.
Wenn die größeren Wege durch und neben einem Gebäude wirklich öffentlich sind und durch einen Gebäudevorsprung, eine niedrige Arkade mit Öffnungen zum Gebäude — viele Türen, Fenster und durchbrochene Wände — überdacht werden, dann fühlen sich Menschen von dem Gebäude angezogen sie sehen, was darin vorgeht und fühlen sich, wenn auch`nur im Vorbeigehen, am Geschehen beteiligt. Sie werden vielleicht zuschauen, hineingehen und eine Frage stellen.Die Deckenkanten sind zu hoch.
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Damit dieser Ort auch als ein von der öffentlichen Weit getrenntes Territorium erkannt wird, muß er als eine Verlängerung des Gebäudeinneren empfunden und deshalb überdacht werden.
Arkaden sind das einfachste und schönste Mittel zur Schaffung solcher Territorien. Sie verlaufen an jenem Teil eines Gebäudes, wo es mit der öffentlichen Welt zusammentrifft; sie sind frei zugänglich, sind aber dennoch teilweise in das Gebäu de integriert und mindestens 2 m tief.
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Arkaden funktionieren nicht, wenn sie zu hohe Deckenkanten haben. Halt die Deckenkanten niedrig.
- In bestimmten Fällen kann die Wirkung einer Arkacde dadurch verstärkt werden, daß die der Öffentlichkeit zugänglichen Wege direkt durch das Gebäude führen. Das ist vor allem bei schmalen Gebäudeflügeln zweckmäßig - der Weg durch das Gebäude muß dann nicht länger als 8 m sein. Es sieht sehr schön aus, wenn diese „Tunnel" an beiden Seiten des Flügels durch Arkaden verbunden sind. Die Bedeutung von Arkaden, die durch ein Gebäude verlaufen, hängt von denselben funktionalen Wirkungen ab, wie sie in PASSAGE DURCHS GEBÄUDE (101) beschrieben werden.
In jeinen Teilen der Welt, wo sich dieses Muster durchgesetzt hat, gibt es kilometerlange, miteinander verbundene oder halbverbundene Arkaden und überdachte Gehwege, die entlang der und durch die öffentlichen Teile der Stadt verlaufen. Dieser überdachte Raum bildet dann den Rahmen für viele informelle Tätigkeiten in der Stadt. Rudofsky geht sogar soweit zu sagen, daß ein solcher Raum „die Rolle des antiken Forums übernimmt". Ein Großteil seines Buches Streets for People beschäftigt sich mit der Arkade und den vielfältigen Möglichkeiten ihres Raumes:
Es kommt uns einfach nie in den Sinn, aus Straßen Oasen anstatt Wüsten zu machen. In Ländern, wo Straßen noch nicht zu reinen Autobahnen und Parkplätzen degradiert sind, werden sie durch eine Reihe von baulichen Maßnahmen an die Bedürfnisse des Menschen angepaßt - durch Laubengänge und Markisen (das heißt, über die Straße gespannte Markisen), Zeltkonstruktionen oder fixe Überdachungen. Sie alle sind charakteristisch für den Orient oder für Länder mit orientalischem Erbe, wie Spanien. Die vollkommensten Straßenüberdachungen sind Arkaden: greifbarer Ausdruck städtischer Solidarität - oder, sagen wir, Philanthropie. In unseren Breitengraden unbekannt und wenig geschätzt, reichen die Funktionen dieser einzigartigen und einnehmenden Einrichtung weit über den Schutz vor den Elementen oder den Gefahren des Straßenverkehrs hinaus. Sie geben dem Straßensbild ein einheitliches Aussehen und übernehmen oft die Rolle des antiken Forums. In Europa, Nordafrika und Asien sind Arkaden etwas durchaus Übliches, weil sie fixer Bestandteil der „formalen" Architektur geworden sind. Bolognas Straßen, um nur ein Beispiel zu nennen, werden von nahezu 50 Kilometern von Portiken gesäumt. (Bernard Rudofsky, Streets for People, New York: Doubleday, 1969, S. 13.)
Einfach und schön.
Daraus folgt:
Wo immer Wege an Gebäudekanten entlang verlaufen, bau Arkaden und setz sie vor allem dazu ein,Gebäude miteinander zu verbinden, so daß die Leute unter dem Schutz von Arkaden von einem Ort zum anderen gehen können.
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Halt die Arkaden niedrig - VERSCHIEDENE RAUMHÖHEN (190); setz das Dach der Arkade so niedrig wie möglich an - SCHÜTZENDES DACH (117); mach die Pfeiler dick genug zum Anlehnen - DER PLATZ AM PFEILER (226); und mach die Öffnungen zwischen den Pfeilern schmal und niedrig - NIEDRIGE, TÜR (224), SICHTBARE AUSSTEIFUNG (227) - entweder durch eine Bogenstellung, durch niedrige Balken, oder Gitter, so daß man den Innenbereich als umschlossen empfindet - DIE GEBÄUDEKANTE (160), DURCHBROCHENE WAND (193). Für die Konstruktion siehe DIE KONSTRUKTION FOLGT DEN SOZIALEN RÄUMEN (205) und VERBREITERN DER AUSSENWÄNDE (211) ...
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